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LOKALSPORT |
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100 Stunden quer durch die Pyrenäen |
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RADSPORT: Zwingenberger Klaus Bender bei der Fernfahrt “Raid Pyrenéen” über 18 Pässe |
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Der "Raid Pyrénéen" ist eine 730 Kilometer lange Radfernfahrt (Randonée) über den Hauptkamm der Pyrenäen. Er verbindet die Städte Hendaye am Atlantik und Cerbère am Mittelmeer. Die Strecke führt über viele berühmte Pässe, die schon oft auf dem Programm der Tour de France standen. Daneben geht er über phantastische und größtenteils verkehrsarme Strecken und wunderschöne Landschaften der französischen Pyrenäen. Der "Raid-Pyrénéen" muß auf der vom Cyclo-Club Bernais Cyclotourisme in Pau vorgegebenen Strecke, in weniger als 100 Stunden zurück gelegt werden. Auf der Strecke befinden sich 7 Kontrollstellen. Voraussetzung zum Start ist eine vorherige Anmeldung, und ein voher aufgestellter Zeitplan, der besagt, wann die einzelnen Kontrollstellen durchfahren werden. Jeder Teilnehmer bekommt dazu einen Streckenplan mit einer Kontrollkarte (Carnet de Route), die an den entsprechenden Kontrollen zur vorgegebenen Uhrzeit abzustempeln ist, sowie eine Rahmennummer, die während der gesamten Fahrzeit am Fahrrad montiert sein muß. Als Leistungsnachweis bekommt man eine Medaille und das offizielle "Diplom" des Cyclo-Club Bernais Cyclotourisme, der diese Strecke seit 1950 betreut. Insgesamt gilt es, 730 Kilometer, 18 Pässe und 11.700 Höhenmeter innerhalb von 100 Stunden zu überwinden. Gemeinsam mit 8 weiteren Teilnehmern aus der gesamten Republik legte ich die 1300 Kilometer lange Anreise von Karlsruhe nach Hendaye, dem südwestlichsten Punkt Frankreichs an der französichen-spanischen Grenze, mit 2 Kleinbussen und Radanhänger in ca. 16 Stunden zurück. Hendaye grüßte mit tollem Septembersonnenwetter und wir nutzten die Möglichkeit, die Beine beim Bad im Atlantik vor den kommenden Anstrengungen zu lockern. Am nächsten Tag startete dann unsere Raid (Fernfahrt). Zunächst ging es an der Küste entlang bis zu dem berühmten Badeort St.-Jean-de-Luz, anschließend ins Landesinnere Richtung Westen. Das Wetter meinte es gut mit uns und so waren die 145 km und 1.615 Höhenmeter bis Arette am ersten Tag gerade richtig zum Einfahren. Am zweiten Tag stand dann schon unsere Königsetappe in den Hochpyrenäen auf dem Programm: 4 Pässe, u.a. der Col d`Aubisque und der Col du Tourmalet. Zunächst ging es aber über den nicht allzu langen aber giftigen Anstieg zum Col de Marie Blanque. Nach dem Col d'Aubisque stand dann der legendäre Tourmalet auf dem Programm, ein Klassiker des Radsports, ein Berg der "Hors Categorie" (der höchsten Kategorie) mit Steigungen bis zu 17%. Jetzt erfuhr auch ich, warum die Fahrer der Tour de France einen riesigen Respekt vor diesem Gipfel haben und dieser auch der König der Pyrenäen genannt wird. Der Tourmalet ist mit 2115 m der höchste Punkt unserer Pyrenäentour; insgesamt mussten wir von unserem Ausgangspunkt in Argelès-Gazot bis zum Tourmalet 1850 Höhenmeter und ca. 20 Kilometer Fahrtstrecke überwinden. Begrüßt wurden wir auf dem Gipfel von den typischen Nebelschwaden. Die auf den Straßen aufgemalten Namen der Tour de France-Helden vermittelten auch uns einen kleinen Teil der Touratmosphäre. Der Tourmalet und seine Paßstraße ist der wohl der spektakulärste Aufstieg in den Pyrenäen. Darüber hinaus bietet der Tourmalet eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge u.a. auf den Pic du Midi (Gipfel des Südens). Am Abend stellt sich dann heraus, dass wir heute insgesamt 153 km Strecke und 4.023 Höhenmeter zurückgelegt hatten. Am dritten Tag standen dann der Col d'Aspin mit angenehmen 9 km langem Anstieg und der Col de Peyresourde, ein weiterer berühmt-berüchtigter Paß der Tour de France, auf dem Programm. Am Nachmittag ging es dann beim Hochfahren des Col de Portet d`Aspet am Denkmal von Fabio Carsatelli vorbei. Carsatelli, Olympiasieger 1992, war hier 1995 während der Tour de France tödlich verunglückt. Heute kamen 173 km, 2.900 HM und 8 Stunden reine Fahrzeit zusammen. Insgesamt sind die Tage unserer Tour komplett mit Radfahren ausgefüllt; dies ist erforderlich, um unser Ziel, die Pyrenäendurchquerung in 100 Stunden zu absolvieren, zu erreichen. Zwei kurze Pausen zur Ess- und Trinkverpflegung ist alles was zur Regeneration am Tag verbleibt. Versorgt werden wir dabei hervorragend vom Velotravel-Team Pia und Andrew mit belegten Baguettes, Obst, Fitness-Riegeln, Kuchen, Croissantes und isotonischen Getränken. Abends gibt es auf unseren Wunsch auch Nudeln, wobei das Nudelherstellen den Franzosen bei weitem nicht so liegt wie den Italienern. Am nächsten Tag ging es dann zunächst an der Grenze von Andorra vorbei und dann beginnt der 25 Kilometer lange Anstieg zum Col du Puymorens auf 1915 m Höhe. Erstmals öffnet der Himmel seine Pforten, zum Glück nieselt es nur. Auf dem Puymorens ist es auch recht kühl. Auf der 40 km langen Abfahrt dann wieder ein Einsehen mit uns, die Sonne lächelt. Heute passieren wir die Pässe 14 bis 18 und fahren wieder eine 170 km lange Etappe. Zielort ist dann Prades. Abendessen gibt es in der historischen Festungsanlage von Villefranche-de-Conflent, welche sehr stark an Carcassonne erinnert. Am Samstag, dem letzten Tag unserer Pyrenäendurchquerung gibt es dann nur noch eine geruhsame Etappe von 90 km von Prades nach Cerbère. Die ersten Blicke auf das Mittelmeer lassen dann den Puls wieder höher schlagen. Gegen 12:00 erreichen wir Cerbère, kurz vor der spanischen Grenze gelegen, und wir haben unser Ziel, die Pyrenäen in 100 Stunden zu durchqueren, erreicht. Mit einem Bad im Mittelmeer und Sekt am Strand von Cerbère stoßen wir auf diese Leistung und unser Diplom (!!) an. Am Abend wird dann bei einer spanischen Paella nochmals richtig gefeiert und die Strapazen der letzten Wochen werden Revue passiert. Die Heimreise von Cerbère nach Karsruhe durch das Rhonetal und die Schweiz dauert dann "nur " noch 12 Stunden. Unterwegs bleibt genügend Zeit, die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten und auch schon Pläne für die nächste Tour zu schmieden. |
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