29.Gran Fondo Internazionale Milano - Sanremo - 290 km
Am 30. Mai1999 setzte Marc Treue eine neue Vereinsmarke in dem Frühjahrs-Klassiker mit 8.01 Stunden. Pokal für den 2. Platz in der Mannschaftswertung mit Velo-Travel.
Fahrerbericht von Jürgen Hennig.
Abfahrt: Karlsruhe um 8.45 Uhr mit dem Bus von Velo-Travel. 42 Teilnehmer davon 12 vom Team Forchheim. Ankunft in Mailand um 17.30 Uhr. In dem Super-4-Sterne-Riesenbunker in Startnähe gab es direkt die Startunterlagen (Nummer-Trikot-Riegel).
Um 20.30 ausführliches Abendessen mit viel Pasta und 1 Viertel Vino rosso. Danach wurden die letzten Vorbereitungen für den kommenden Tag getroffen. Dabei trafen wir unseren Gastfahrer Dr. Herbert Frankl, der extra aus seinem Urlaub in der Toskana angereist war. Sonntag - aufstehen um 4.45 Uhr - 5.30 Uhr Frühstück. Auf anraten vom 1998Fahrer Klaus Stahl fuhren wir früh um 6.10 Uhr zum Start auf der Radrennbahn in Rozzano. Der Tip war perfekt. Wir standen unter den ersten 100 Startern. Nach und nach sammelten sich hinter uns die restlichen 1400 Teilnehmer. Im Starterfeld roch es nach literweise Sixtus und es war erlesenes und exotisches Material zu sehen.
7.05 Uhr - peng - Startschuß. Die nur 5 Meter breite Torausfahrt war chaotisch. Egal, nur heil durchkommen und ab ging die Post. Für mich als RTF- und Marathonfahrer mit einem Höllentempo. 35-55 km h im Gummibandsytem und äußerst gefährlich. Schnell - langsam und wieder Power und wieder langsam. Ich dachte: “Nur kein Sturz und bleib im Feld". Mir kam es vor als ob es sich um ein 50-Kilometer-Rennen handelte. Unser Team versuchte irgendwie zusammen zubleiben, was uns in diesem unruhigen Feld nicht immer gelang.
Nach 50 Kilometer hatte ich fast einen 40er Schnitt. Mir war bewußt, wenn das hier so weitergeht, werden meine “Hufe" lahm. Ich überlegte: Bleib solange im Feld wie es irgendwie geht. Lockerer kannst Du immer noch fahren". Das Führungsfahrzeug in Sichtweite setzte Kräfte und Willen frei.
Leider mußte ich nach zirka 85 Kilometer dem Tempo Tribut zollen. Meine zwei Trinkflaschen waren zusätzlich leer. Bald war das Führungsfahrzeug außer Sichtweite und ein Troß von Begleitfahrzeugen fuhr an mir vorbei. Nach 20 Kilometer Alleinfahrt kam eine größere Gruppe von hinten angefahren. Unter den Fahrern -4 Forchheimer. Mitfahren war angesagt. Von Erwin Lange bekam ich zunächst einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Bei Klaus Stahl zeigte sich die Erfahrung von der letztjährigen Teilnahme. Er hatte vorsorglich genügend “Saft” dabei und konnte mir ein Bidon abgeben, In flotter Fahrt gings bis zur 1. Verpflegung nach 143 Kilometer. Alle Flaschen wurden schnell gefüllt. Es folgten noch 3 Kilometer Anstieg über den Passo del Turchino. Nach rasanter Abfahrt tauchten wir in die überfüllte Küstenstraße bei Genua ein. Unser kleines Team - wieder komplett. Immer auf und ab bis zum Kilometer 200. Es bildeten sich immer wieder neue Gruppen. Jeder versuchte seinen Rhythmus auf den finalen 90 Kilometern mit 4 Capi herunterzukurbeln. Einige italienische Mitfahrer sind unsportlicherweise in ihre Begleitfahrzeuge gestiegen. Meine Gedanken kreisten eher um meinen entstandenen Geschmacksekel vor Isostar und anderem süßen “Gesöff”.
15 Kilometer vor SanRemo wurde mir bewußt, daß ich mein persönliches Ziel, unter 10 Stunden Fahrzeit zu bleiben, nicht mehr erreichen konnte. Kurz entschlossen genehmigte ich mir in der nächsten Bar am Straßenrand einen Espresso. Soviel Zeit mußte jetzt sein.
Kurz vor dem Ortseingang SanRemo winkte ein Streckenposten mich rechts hinein zum Poggio hoch. Andere fuhren den Berg auslassend, wie die Wasserträger der Profis, einfach geradeaus weiter. Ein paar Spezialisten ließen sich mit dem Auto hochfahren. Nicht bei den Forchheimern. Attacke - Druck aufs Pedal und die 160 hm hoch. Dann im Serpentinen-Sturzflug mit herrlichem Meerblick hinunter in den ehemaligen Nobelbadeort. Unter dem roten Teufelslappen schaltete ich noch einmal die Kette nach ganz rechts. Mit Druck ins Ziel nach 10.30 Stunden. Die persönliche Zeitvorgabe hatte ich verpaßt, aber das war mir jetzt egal. Die ersten Strapazen waren nach dem herzlichen Empfang durch unsere Reiseleiterin Pia - mit einem -”Schmatzerl"- vergessen.
Alle vom Team Forcheim kamen sturzfrei ins Ziel.
Ein besonderes Lob an Stephan Preuß, der unerwartet eine für ihn großartige Ausdauerleistung bot - dank seiner gewissenhaften Vorbereitung mit Willy Zimmermann. In seiner Freude ließ es sich Stephan nicht nehmen, abends auf der Promenade von SanRemo uns zu einem kleinen Umtrunk einzuladen. Marc Treue wurde von Velo-Travel als schnellster Fahrer des Gesamtteams prämiert. Außerdem erhielten wir als zweitgrößte Gruppe einen Pokal-Grande vom Veranstalter.
Demnächst werden wir zur Feier dieser Klassiker-Tour mit den Teilnehmern von 1998 und 1999 eine Pasta-Party feiern. Der Termin steht in der kommenden Ausgabe des Ritzel-Echo.
Mein FAZIT: Die gute Organisation und Reisebegleitung durch Pia und ihrem Team erleichterte die Teilnahme enorm. Es war ein toller Marathon - mit dem besonderen Flair des Klassikers bei sommerlichen 30Grad. Für jeden “Ciclo-Marathone" zu empfehlen.
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